Posts Tagged ‘Drogen’

…früher Genießer – heute Süchtige…

18. Juni 2008

18. 6. 08 Mi

Um noch einmal kurz darauf zurückzukommen, die Anekdote von Kleist war doch ganz spannend und bezeichnend, oder ?  Eine Geschichte, die in meiner Schulzeit mit Sicherheit im Lesebuch stand, aber ob sie noch heute dort zu finden ist, weiß ich nicht, wohl eher nicht, weil zu militärisch (und vaterländisch) und dann ist da noch ein Typ im Zentrum, der nicht vom Tabak lassen kann, bevor er etwas anfängt. Vielleicht sind da andere mehr im Bilde als ich. Die mögen es gerne nachtragen; fänd ich gut. Überhaupt könnte ich mir vorstellen, daß hier noch andere Rauchergeschichten präsentiert werden, damit man umso besser sieht, daß die Raucher nicht zu allen Zeiten so verschmäht wurden wie jetzt eben und mit den letzten haltlosen Asozialen auf eine Stufe gestellt werden. Das ist ja so mit der Punkt, der mich am meisten wurmt. Wer also ähnliche Geschichten weiß oder interessante Passagen kennt von bekannten Autoren, in denen Raucher eine starke Rolle spielen, der möge mir den Text schicken oder den Autor nennen und ich stelle es unter Rauchergeschichten hier rein. Sollte natürlich nicht zu lange sein. Aber muß nicht unbedingt eine Geschichte, also fiktionale oder nachgestaltete Wirklichkeit sein, kann ebenso auch ein essayistischer oder feuilletonistischer Text sein. Warum ?   Einfach um sich selber Mut zu machen und den angemaßten Saubermännern, die sich so penetrant nach vorne geschoben haben, mit gewichtigen Stimmen aus der Literatur und der Kulturgeschichte Paroli zu bieten. Denn sie haben eigentlich nichts weiter zu bieten als sinnentleerte Effizienz und pseudowissenschaftliches Geblubber. Konkret heißt das etwa im Namen der Gesundheit eine Gesundheitsdiktatur zu errichten (oder im Namen der Terrorabwehr einen Überwachungsstaat). Übrigens Gesundheit ließe sich auch als Krankheitsabwehr bzw. Abwesenheit von Krankheit beschreiben bzw. definieren. Was diese Leute umtreibt, ist, ich muß es wohl sagen, ein idiologisches Sendungsbewußtsein, das mit einer typisch linken Avantgarde-Logik einhergeht; nach dem Motto, da die Leute nicht wissen, was ihnen eigentlich gut tut, muß man sie also mit repressiven Mitteln und der gebotenen Gesetzeskraft zu ihrem Glück zwingen; denn das gebietet nun einmal die Obhutspflicht des Staates. In meinen Augen irgendwie doch eine ziemlich einseitige Betrachtungsweise und von daher sehr verdächtig, weil man alles, eben alle Lebensregungen nur allein auf Gesundheit und Gefährdung derselben zu reduzieren versucht. Zum Glück gab es schon immer Leute, die dieser diktatorischen und totalitären Sichtweise gehörig auf den Zahn gefühlt haben. Da fällt mir gleich Ernst Jünger ein; übrigens auch ein passionierter Raucher, der noch mit 100 sich gerne eine anzündete. Als Anarch läßt man sich sowieso nicht so gern etwas vorschreiben. Ähnliches gilt auch für einen anderen Granden, Old Smedly, ich meine Helmut Schmidt; der gab nämlich der BILD ein ausführliches Interview – groß herausgestrichen auf Seite 2 mit eim großen Bild von demselben darüber gesetzt. Zu sehen also ein Helmut Schmidt, der die Kippe hochhält und hinter Rauchschwaden halb verschwindet. Echt scharf. Denke mal, daß er und auch die Macher sich etwas dabei gedacht haben. Sage nur – Zeichen setzen.

Aber zurück zu Ernst Jünger; habe da von ihm aus dem Buch ANNÄHERUNGEN (Untertitel: Drogen und Rausch) ein sehr interessantes und aufschlußreiches Zitat.

“ So hat man, um in diesem Zusammenhang eines der großen Geschenke Amerikas an Europa, den Tabak, zu erwähnen, ziemlich genaue Ziffern hinsichtlich des Verhältnisses gewonnen, das zwischen dem Nikotin und einer Reihe von Krankheiten besteht. Solche Ermittlungen gehören in das Gebiet der Ökonomie; man muß jedoch, um sie anzuerkennen, bereits den Begriff des „Nutzens“ akzeptiert haben, unter dem sie getroffen sind.

Der Nutzen ist in diesem Falle hygienischer Natur. Indessen könnte mit dem Rauchen in anderer Hinsicht auch Gewinn verknüpft sein – schon das Wort „Genuß“ deutet es an. Man könnte an die Behaglichkeit im Gespräch denken, an die Verkürzung einer langweiligen und an die Verflüchtigung einer trüben Stunde, an eine Assoziation, die eben auf diese Weise gefördert wird – an einen Augenblick des Glücks schlechthin. Jede Konzentration, aber auch jede Entsprannung muß bezahlt werden. Ist der Genuß die Ausgabe wert ? Hier ruht das Problem, zu dem die Statistik nur Daten liefern kann. Es taucht im Raucher vor jeder Zigarette auf.

Die Statistik bestätigt nur eine seit jeher bekannte Tatsache: daß die Droge gefährlich ist. Wer sich mit ier einläßt, geht ein Risiko ein, das um so höher wird, je weniger er kalkuliert. In dieser Hinsicht freilich, zum Vergleich von Gewinn und Einsatz, hat die Statistik ihren Wert.“

 

…kein Feuer ohne Rauch…

12. März 2008

 11. 3. 08 Di

Zum Rauchen läßt sich noch vieles sagen; vor allem viel Positives wie auch Symbolisches. Denn Rauchen hat zum einen immer mit Feuer zu tun (Wo Rauch da auch ein Feuer, bzw. wo Feuer ist, da ist auch Rauch. Altes Sprichwort) zum anderen aber mit Transformation dh. mit eim paraleel dazu ablaufenden Gestaltwandel. Was ich damit sagen will, das Feuer, bzw. die Nutzbarmachung desselben dürfte für die Evolution des Menschen ein wirklich qualtitativer Sprung gewesen sein, gewissermaßen eine Inizialzündung von ungeahnten Folgen. Denn durch das Feuer hat der Mensch seinen Lebensbereich enorm erweitern wie auch seine Lebensweise enorm verfeinern können. Das Feuer verhilft zu Wärme und Behaglichkeit, besonders in unwirtlichen Ländern und erleichtert außerdem doch sehr die Nahrungsverwertung, also die Verdauung; vom besseren Geschmack einmal ganz abgesehen. Unsere Vettern, die Schimpansen, die wie alle anderen Tiere vor Feuer zurückschrecken, kennen nur Rohkost und haben, um ihre ungegarte Kost zu verdauen , dicke Bäuche, weil sie dafür eben einige Meter Darm mehr benötigen. Und da der Vormensch im Feuer eine magische Kraft zu erkennen glaubte, hat er dem Feuer einen kultischen Wert besonderer Art zuerkannt und daher das Feuer sehr oft ins Zentrum der kultischen Handlung gestellt. Die frühen Formen des Opfers, um die Gottheit gnädig zu stimmen, waren Brandopfer. Auch heute in unseren ach so aufgeklärten Zeiten wird der Feuerkult noch immer mit Hingabe gepflegt. Dieses Jahr wieder medienwirksam zu erleben, wenn zu Ehren der soundsovielten Olympiade das olympische Feuer diesen Sommer in Peking entzündet wird. Der langen Rede kurzer Sinn – ohne das Feuer würde der Mensch auf einer ziemlich bescheidenen Kulturstufe sein Leben fristen; aber zum Feuer gehört notwendigerweise auch der Rauch. Das eine nicht ohne das andere, womit wir wieder beim Rauchen und damit bei den Rauchern wären. Kann man nicht das Rauchen als ein lebendiges Relikt, als eine rudimentäre Form einer Kulthandlung bestehen lassen ? Und zwar als eine Kulthandlung, die auf eine, wenn auch ziemlich profane Art, unmittelbar Gemeinschaft stiftet, gerade in diesen Zeiten, wo den Rauchern starker Wind ins Gesicht bläst. Demnächst ein interessanter Abschnitt von Ernst Jünger zu diesem derzeit so sehr in die Kritik und Verfolgung geratenen ‘Geschenk Amerikas an Europa‘.  Aber bis dies da steht, gibt es noch eine Lesung im LI-LA Literatur-Laden, bei der es nicht explizit um die Raucherproblematik geht, doch das Raucherthema mindestens peripher-tangenziell gestreift wird. Es geht dabei nicht so sehr ums Rauchen, vielmehr ums Rauchen im Quadrat. Hier nun kurz der Termin; für die ausführliche Beschreibung und Einladung auf eos-o-ton, den Blogg des Freestyle-Philosophen klicken.

Am Freitag den 14 . März 08 um 20.15 Uhr
im LI-LA Literatur-Laden
in Berlin-Charlottenburg –
Wilmersdorfer Str. 9

Ernst Jünger – ‚Annäherungen‘ (II)

Zeitlos aktuelle Gedankengänge des Jahrhundert-Autors
zu eim gesellschaftlich umstrittenen Thema; es geht dabei,
wie der Untertitel lautet; um ‚Drogen und Rausch‘.
Eo Scheinder liest eine Auswahl. Schwerpunkt der Lesung:
‚Die Pflanze als autonome Macht‘

Sie und Ihre Freunde sind herzlich eingeladen.

Eintritt: 4 Euro,
erm. : 3 Euro.

Kartenvorbestellung:
Email: autor@eoscheinder.de
oder Tel. 030 / 344 45 59