Archive for März 2009

…Galerie der Raucher…

6. März 2009

Berlin, 6. 3. 09

Derzeit warten die Raucher schon sehnsüchtig auf den Frühling, was nur zu verständlich ist. Endlich wieder gemütlich draußen unter Menschen an eim Tisch sitzen und nicht mehr geduckt vor der Tür stehen müssen wie weiland Eckensteher Nante, nur weil man in gewissen Abständen gerne mal une cigarette  fümieren möchte. Eins muß man der Gegenseite, den hysterischen Rauchgegnern und Verbotsjüngern und -jungfern, allerdings lassen – sie haben ihr Ding  über die Jahre „still und leise“ (nein ganz im Ggenteil !)  vorangetrieben und dann die Politiker und anderen Strategen mit Statistiken, großen Versprechungen in puncto Kostenersparnis für die chronisch kranken Krankenkassen und mit sakrosankten, pardon sich wissenschaftlich nennenden Gutachten, die Gefährlichkeit des Passivrauchens betreffend, so nach und nach auf ihre Seite gebracht; nicht zuletzt weil sie sich als die Stimme der Vernunft und der Wissenschaft auszugeben vermochten und das zieht ja noch immer bei halbgebildeten Opportunisten, die sorgsam darauf achten, nur nicht die neuesten Trends zu verpassen. Dies war aber nur möglich, weil sie zuvor unermüdlich Wühlarbeit betrieben hatten, indem sie mit aggressiven Formulierungen das Image des Rauchers wie die gesellschaftliche Akzeptanz des Rauchens unablässig ankratzten und nach und nach überall zum Thema machten. Ausgehend vom Testlabor der Moderne, ich meine Amerika, war es allmählich gar nicht mehr kuhl oder besonders schick zu rauchen und genüßlich an der Fluppe zu ziehen; Raucher waren mit eim Mal stinkende Luftverpester und galten fortan als extrem rücksichtslose Leute, die fahrlässig die Gesundheit friedlicher Bürger durch Passivrauchen aufs höchste gefährdeten. Wirklich ein geschickter Coup, das muß man diesen humorlosen Cräcks schon lassen, so nachhaltig innerhalb weniger Jahre die öffentliche Meinung umzukrempeln. In Abwandlung zu Wilhelm Busch gaben sie die simple Parole aus – Rauchen wird als störend empfunden, weil es mit stinkendem Rauch verbunden. Die Raucher haben sich zunächst nicht groß darum geschert, gewiß, sind notgedrungen den ein oder anderen Kompromiß eingegangen und haben sich auf ihre angestammten Plätze unter Gleichgesinnten in ihre Kneipe zurückgezogen und nach Obelix-Manier immer mal ‘Die spinnen, die Nichtraucher !’ geseufzt. Aber man war fortan mit eim schlechten Immitsch behaftet; und genau das ist das Problem bis heute. Dabei ist Rauchen eine kulturelle Errungenschaft, ein Kulturgut wie Musik, gutes Essen usw. und eine Quelle des Behagens und der Geselligkeit, wie es zB. auf meim Raucherschild ‘Rauchen kann gemütlich sein’ heißt. Was alles von diesen Knalltüten jedoch systematisch vom Tisch gewischt wird und so gar nicht in der Diskussion berücksichtigt wird. Überspitzt geht es denen nur um Süchtlinge, die man mit gewissen Repressionen vor sich selber bewahren müsse. Dies schlechte Image ist nun genau der Punkt, an dem angesetzt werden muß; und das gilt es nachhaltig zu verändern. Denn unter den Rauchern, egal ob man nun an lebende oder schon tote denkt, gibt es so viele Geistesgrößen und famose Gestalten, die dem Knaster frön(t)en, daß man sich als Raucher ob dieser Gemeinsamkeit alles andere als schämen muß. Langer Rede kurzer Sinn, damit man sieht, daß es bei weitem nicht die schlechtesten und unkreativsten Leute sind, die mit Genuß einen glimmenden Stengel zum Munde führen, möchte ich nun hier im Raucher-Club eine Galerie der Raucher einrichten. Der erste in dieser Reihe ist der ungemein vitale Gérard Depardieu, dieser urwüchsige Kelte, der in seinen Filmen immer so stark als ein Charakter, ja als ein ganzer Kerl präsent ist. Das Magazin vom deutsch-französischen Sender Arte hat sich im November wirklich etwas getraut – dafür Bravo – und den Genußmenschen Depardieu absolut stimmig in dieser eindeutigen Pose aufs Titelblatt gebracht. Die Redakteure mußten, wie es heißt, teils heftige Kritik von aufgehetzten Nichtrauchern entgegennehmen, die sich schon von eim Foto eines Rauchers belästigt fühlen, obwohl in eim solchen Falle von Passivrauchen überhaupt keine Rede sein kann.

Galerie der Raucher: Gerard Depardieu (Quelle: www.arte-magazin.de.

Galerie der Raucher: Gerard Depardieu (Quelle: http://www.arte-magazin.de.

 

 

 

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…mediengeiles Ökofrettchen…

3. März 2009

Berlin, 2. 3. 09 Mo

So verbissen (wie weltfremd und verbotsgeil) die Nichtraucherlobby kämpft, allen voran die mit öffentlichen Ämtern bestallten – die Kommissare, die Minister und sonstigen Beauftragten, angefangen vom Moloch in Brüssel bis ganz hinunter zur kommunalen Ebene – ist wohl nicht mit einer schnellen Beruhigung der Lage zu rechnen. Es sind einfach zu viele mediengeile Ökofrettchen im Verbund mit idiologisch imprägnierten Zeitgeistadvokaten unterwegs, die auf diesem Ticket reisen, um endlich als engagierte Menschheitsbeglücker in das gesellschaftliche Rampenlicht vorzustoßen und mit diesem Kampf gegen die Gefahren des Rauchens (der eigentlich mehr eine Kriegserklärung an die Raucher darstellt), dem eigenen Leben dauerhaft Sinn und Aufgabe zu verleihen; mit dem angenehmen Nebeneffekt daß dieses bewunderungswürdige Engagement gleichzeitig noch schön was abwirft – eben die Vorkämpfer mit Karriere und Wischtischkeit belohnt; schöne Einladungen inklusive. Mit denen wird es also keinen vernünftigen Kompromiß, keine Regelung geben, die um Ausgleich bemüht ist; sie wollen die Totallösung (huch, fast hätte ich ein verbotenes Wort benutzt), sie wollen dem vermeintlichen Übel die Wurzeln kappen und es ein für alle Mal aus der Welt schaffen; daher machen sie auch von Schritt zu Schritt die Räume enger mit der ziemlich brachialen Strategie verbieten, verteuern, verteufeln. Wenn man das nur eine Weile konsequent durchzieht und nicht wankelmütig wird, kann man die Menschheit von eim üblen Übel befreien; und am Ende werden es einem die Menschen ganz sicher auch danken. Von derart Gedanken befeuert schreiten sie zur Tat und fühlen sich, weil sie die Politluschen auf ihre Seite gebracht haben, im Aufwind. Ein solcher Impetus flammt, wie es scheint, von Zeit zu Zeit und da und dort immer mal auf. O Bama hat letztens ja auch ins selbe Horn gestoßen. Wie das ?  Nun, er hat wie in den Nachrichten berichtet wurde, eine soziale Großtat folgenden Inhalts verkündet, nämlich daß alle Kinder aus prekären Verhältnissen demnächst kostenlose medizinische Versorgung erhalten sollen. Kein Zweifel, ein netter Zug des neuen Präsidenten; nur der zweite Satz dieser Meldung lautete in etwa so : Die Kosten des Programms von so’nsoviel Milliarden sollen durch eine drastische Erhöhung der Tabaksteuer aufgebracht werden. Das ist Politik. Man kucke sich einfach eine relativ zahlreiche Gruppe aus, mache gezielt Front gegen diese, daß sie wegen fortgesetzten asozialen Handelns quasi am Pranger steht und verkünde dann soziale Wohltaten, die dann im Grunde die unbotmäßige Gruppe, die Uneinsichtigen und Störenfriede, in diesem Falle also die bösen Luftverpester, die Raucher, sozusagen als eine Art Strafsteuer mit jedem neuen Päckchen bezahlen sollen.

Leider kann man mit Rauchgegnern, ich meine Nichtraucher mit Sendungsbewußtsein, eben keine Friedenspfeife rauchen, um einen fairen Kompromiß, einen vernünftigen Ausgleich jenseits von Hysterie und totaler Gehässigkeit in einer kultivierten Art zu besiegeln, wie es zB. die so stark naturverbundenen Indianer pflegten. Denn erstens geht ihnen schon allein die Vorstellung, an einer Pfeife zu ziehen und ekelhaften, eminent gesundheitschädlichen Rauch einzuatmen fundamental so sehr gegen den Strich und zweitens haben sie eh für Rituale nichts übrig. Gut, daß der Frühling nun schon halb in der Tür steht; dies Wochenende hat zumindest schon einen Vorgeschmack davon gegeben. Denn mit dem befreienden Lenz öffnen sich die Räume für die Raucher nun wieder immens. Freu mich schon auf die erste Zigarette im Straßencafé … Auf der Straße zu rauchen, hat nicht so Stil und ist auch kein echter Genuß; merk ich immer wieder.