Posts Tagged ‘Jowo Goethe’

… frohen Herzens genießen …

28. April 2011

Berlin, 28. 4. 2011, Do

Außerhäusig gemütlich sitzen
und rauchen (zu dürfen) war wie letztens festgestellt früher quasi eine Selbstverständlichkeit, heute dagegen schon eher unter die seltenen Glücksfälle zu zählen, so ausgedünnt sind mittlerweile, die Lokalitäten, die dies noch in geschlossenen Räumen gestatten.

Aber zum Glück ist jetzt
der Fröhling eingekehrt und der macht die Raucher fröhlich und gleich doppelt froh, denn nun ist es wieder möglich, gemütlich aushäusig zu sitzen und eine zu rauchen. Ein halbes Jahr nun wieder frohen Herzens genießen und keiner kann einen raus- oder weckschicken …

Es ist als ob das verlorene Paradies
zurückgekommen wäre. So sagte es einstmals Heinrich Lübke, wenn auch in eim anderen Zusammenhang.

Doch wie lange werden den Rauchern
diese Reservate ehemaligen unbeschwerten Genießens überhaupt noch erhalten bleiben ?  Wird es auch bei Straßencafés und Biergärten irgendwann demnächst neue Regelungen geben ?  Erst mal ganz vorsichtig eine Scheidung in Raucher- und Nichtraucherbereich ?

Habe zwar bislang
von Vorschlägen dieser Art noch nichts gehört, aber ich halte es nicht gerade für unwahrscheinlich. Man darf nicht vergessen – den Raucherhassern von der Antiraucherfront dürfte der Anblick fröhlich rauchender Männer und Frauen schier unerträglich sein, weil es sie an eine ihnen unangenehme Vorstellung gemahnen dürfte, nämlich, daß sich nicht gar soviel geändert habe, wenn ma die so qualmen sieht …

Und weil das bei diesen Gemütern
automatisch Groll hervorruft,  wird sie dies provozierende Bild sicherlich nicht kalt lassen und höchstwahrscheinlich Alpträume bei ihnen hervorrufen. Sie werden daher nicht ruhen, bis auch für den Außenbereich Regelungen zum Schutz der Nichtraucher Gesetz werden.

Und wenn ihnen auch
keine andere Begründung einfällt, als daß das Rauchen eben die Nichtraucher stört. Und destowegen dürfe man an deren Toleranz appellieren.

Das liegt nun einmal
in der Logik des Systems. Es würde mich also nicht überraschen, wenn in den nächsten Jahren so langsam eine Debatte betreffs Rauchen im gastronomischen Außenbereich beginnen sollte. So zumindest ist der Trend, wenn nicht endlich den häßlichen Idiologen und Manipulateuren Paroli geboten wird.

Im Land der begrenzten Unmöglichkeiten
sind sie wie immer schon ein paar Schritte weiter, wie ich letztens zufällig aufgestöbert habe. Da träumen die Transformer schon von rauchfreien Städten und rauchfreien Regionen wie auch davon, das Rauchen gänzlich ausmerzen zu wollen. Wegen der Volksgesundheit und so.

Was sind das nur für Nachtkappen
und eindimensionale Heuler !  Sind sich der eigenen, großen Tradition gar nicht mehr bewußt !  Eine Tradition, die von den indianischen Ureinwohnern vor Ankunft der Europäer gepflegt und ihnen als ein festes, kultisches Ritual war, eben zur Besiegelung gerade geschlossener Verträge das Kalumet, die Friedenspfeife zu rauchen,  .

Und davon wollen sie sich lösen,
weil sich die Burschen mit ihren Langweilergesichtern für der Weisheit letzten Schluß halten; einfach so, ohne jedes geschichtliche Bewußtsein gehen sie daran, eine alte Kulturtradition ihrer weitestgehend verdrängten Vorgänger auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgen. Man faßt es nicht bzw. sich selber an den Kopf.

Ob Jowo Goethe,
obwohl eingefleischter Nichtraucher, denn heute noch dichten würde:

Amerika, du hast es besser
als unser Kontinent, der alte,
hast keine verfallenen Schlösser
und keine Basalte.

Dich stört nicht im Innern
zu lebendiger Zeit
unnützes Erinnern
und vergeblicher Streit.

Wer für aussichtslose Sachen etwas übrig hat, bitteschön …

Vielleicht Interesse an Schreibkurs ?  Beginnt Mitte Mai …
Und hier noch der Verweis auf

frohen Herzens genießen’ oder wer wird denn gleich an die Decke gehen. Erst lesen, dann HB-Männchen kucken.

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…wider die Schmauchlümmel…

28. April 2010

Berlin, 28. 4. 10 Mi

Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte …
Ludwig Uhland, glaub ich. Nein, ist von Möricke. Ja, das freut den Raucher und Luftmenschen, also alle die, die astrologisch betrachtet Luftzeichen sind; die anderen natürlich auch, keine Frage, aber die Raucher eben ganz besonders, denn die können jetzt mit dem ollen Jowo Goethe, der bekanntlich dem Tabakrauch wenig abgewinnen konnte und ziemlich wider die Schmauchlümmel wetterte, aus voller Brust ausrufen: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein. Draußen nämlich, in eim Straßencafé zum Beispiel, wo ma nun die linden Lüfte genießen kann, unter anderen Menschen sitzen, ein Hefeweizen trinken und dazu gemütlich eine paffen kann (wie nicht wenige Pfaffen und Ärzte) und wenn man will sogar noch eine. Vom Eise unsinniger Regeln befreit strömt das Leben gleich viel entspannter dahin, denn draußen gilt ja (noch) kein Rauchverbot. So stark ist die piefige Nichtraucherlobby gottlob noch nicht und wird es sicher nie werden. Schätze vielmehr, daß diese seltsamen unlebendigen Bestrebungen ebenso wie der gesamte Genderscheiß mit der unsäglichen systematischen Sprachverhunzung sich eines Tages wie manch anderer Wahn aus des Zeitgeists idiologischer Kiste schließlich so ziemlich in Luft oder besser in Rauch auflösen wird. Die Natur erweist sich immer als stärker als jeder Versuch, sie zu gängeln und unter Kontrolle zu bringen. So mußte ich letztens auch herzlich lachen, als ich am Morgen wie gewöhnlich die Presseschau im Deutschlandfunk hörte und folgenden exzellenten Kommentar zu dem folgenreichen Ausbruch des Eiapopeia-Vulkans, nein des Eyafjallajökuls zu hören bekam:
Es liegt etwas Tröstliches in diesem Schauspiel“, findet die HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG. „Es ist, als wolle uns die Natur daran erinnern, wer wirklich das Sagen hat auf diesem Planeten. Und niemand – nicht die US- Armee, nicht die katholische Kirche, nicht die FDP – kann etwas dagegen unternehmen. Die Erde hält sich einfach nicht ans Rauchverbot. Und auch das ist selten: Absolut niemand hat Schuld. Nicht mal Guido Westerwelle. Die Twitter-Gemeinde juxt: ‚Ausgerechnet Island: Erst verbrennen sie unser Geld, jetzt bekommen wir die Asche zurück.‘ Und wir warten, warten, warten. Und machen uns Gedanken über unsere eigene Verletzlichkeit.“

Ja, so ist es. Die Erde hält sich einfach nicht ans Rauchverbot. Und die Raucher auch nur  widerstrebend. Aber jetzt kommt erst mal der Friehling und dann der Sommer und da können die fanatischen Nichtraucher gerne drinnen im Schatten hocken. So bewahren sie wenigstens ihre Blässe. Wir anderen aber sitzen draußen und genießen die Sonne und den Zug aus der Zigarette. Hat Spaß gemacht heute; und das ganze Ku’Damm-Flair gab’s gratis dazu. War besser als Kino, Echtzeitkino nämlich, ständig was zu kucken, das ganze Spektrum dieser Zeit bunt gemischt, nach oben offen und nicht so prollig  wie im Kiez und überdies überdurchschnittlich viele hübsche und attraktive Frauen, die nun wieder mehr und mehr den Rock favorisieren und dafür die Hosen im Schrank lassen. Gut so.

Übrigens, wer hier gerne liest und aus Berlin kommt, kann mich an diesem Freitag jetzt auch hören – dann gibt es nämlich in meim Laden in Charlottenburg eine interessante Lesung zum Thema Freigeist und so.  Eo Scheinder liest Nietzsche.

Wer etwas über die Philosophie der Schelme lesen möchte  …

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…schleifen lassen…

19. Mai 2009

Berlin, 19. 5. 09 Di

Der letzte Eintrag auch schon wieder weit zuück, woran das wohl liegen mag ? Keine Zeit ? Keine Lust ? Keine Veranlassung ? Kein Bedürfnis mehr ? Oder keine Ideen ? (Ach, Quatsch, das wüßte ich aber.) An mir allein jedenfalls nicht. Oder liegt es schlicht und ergreifend am Wetter und der Jahreszeit ? – nach dem Motto: In der lichten Jahreshälfte juckt mich das alberne, wiewohl umgesetzte Rauchverbot in geschlossenen Räumen nicht besonders. Sicher mit ein Grund, denn für die nächsten Monate kann man mit mehr Gelassenheit auf diese staatlich verordneten Albernheiten herabblicken und sieht außerdem immer gleich etliche ähnlich tickende Zeitgenossen, die ihr Behagen an der wiedergewonnenen Freiheit mit einer Zigarette zwischen den Finger entspannt und gelöst zum Ausdruck bringen. Auf jeden Fall viel weniger verkniffene Gesichter als normal. Endlich kann man als Raucher mit Jowo Goethe am Ende des Osterspaziergangs sagen – Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein und so, wie man es gewohnt ist, genießen. (Obwohl der gerade in diesem Punkte sich wenig zum Fürsprecher eignet, da er in Sachen Rauchen empfindlich wie eine Mimose war. Davon valleicht ein anderes Mal mehr.) Hier kommt also auch die alte Tagebuch-Regel zur Anwendung, wenn es einem gut geht und es auch gut läuft, gehen die Einträge drastisch zurück, weil nämlich das Leben von eim Tag zum anderen so richtig lebendig wird und daher wenig Zeit für andere Dinge, wie etwa darüber schreiben, übrigbleibt. Spielt zweifelsohne mit hinein, sintemal der Raucher-Club auch ohne tagesaktuelle Beiträge und tägliche verbale Absonderungen seine Leser hat und das mit steigender Tendenz. (In der letzten Woche immerhin 250). Aber die sind zumeist stumm wie die Fische – kucken und klicken ein bißchen und ziehen dann grußlos weiter. Dies Schema kenn ich auch von meim Laden. Die meisten, die da vorüberziehen und manchmal an den Kartenständern mit den Sprüchen stehen bleiben, glotzen auf eine ziemlich verständnislose Art und wenden sich alsbald wieder ihren oberwichtigen Besorgungen zu. Im Inet sieht man die Leute (erst mal) nicht, höchstens indirekt als statistische Daten in Analyseprogrammen, doch hier am großen Fenster habe ich sie vor Augen, sehe wie sie kucken, wenn sie mich am grünen, runden Marmortisch vor meinen Blättern sitzen und schreiben sehen… Gründe hat’s sogesehen viele – einen letzten kann ich überdies noch nennen. Diesem nämlich kann der wirklich Interessierte sogar ohne großen Aufwand nachspüren. Habe einen neuen Blogg mit dem einprägsamen und leicht programmatischen Titel NEUE  SPRÜCHE…  nun endlich angeschoben; und da soll es öfter regnen, pardon regelmäßigeren Niederschlag geben. Schließlich gibt es in dieser verrückten Zeit und in diesem verrückten Lande noch viel mehr Ärgernisse – von den Problemen ganz zu schweigen – als nur dies alberne Rauchverbot.

….Musikspur: Bach, Konzert für vier Cembali / The Amsterdam Baroque Orchestra….

‚Wer den Raucher nicht ehrt …‘

7. Januar 2008

Da meine nächste Lesung voll und ganz auf das Bloggthema zugeschnitten ist, möchte ich nicht versäumen, die ausführliche Einladung, die an alle Freunde und Förderer geht, hier im Raucher-Club einzustellen.

LI-LA
Der Literatur-Laden
http://www.eoscheinder.de

~

Liebe Freunde,liebe Leser des Apho-Briefs von Eo,das unsägliche Gesetz zum sogenannten Nichtraucherschutz ist nun auch in Berlin in Kraft getreten und es mutet an wie eine unverhohlene Kampfansage an die Raucher. Denn man will sie, sofern sie auch weiterhin von Zeit zu Zeit zur Zigarette greifen und Rauch absondern, in geschlossenen Räumen nicht mehr dulden. Vor allem nicht an den Orten, wo sie sich bislang besonders heimisch fühlten; nämlich in Cafés und Kneipen. Sie werden also vor die Wahl gestellt und das heißt lapidar entweder man fügt sich und beschließt zukünftig enthaltsam zu leben oder man wird seiner angestammten Heimat beraubt. Ob da der Gesetzgeber in typisch deutscher Gründlichkeit und neuem deutschen Rigorismus nicht doch ein gutes Stückweit über das Ziel hineingeschossen ist ? So zumindest der Eindruck, der sich ergibt, wenn ich im Bekanntenkreis und auf der Straße die Menschen dazu sprechen höre. Und nicht nur Raucher reden so, ebenfalls immer mehr Nichtraucher. Dabei gibt es in anderen Ländern wie in Spanien und Portugal moderatere Lösungen, die dem Wirt je nach Größe des Lokals die Wahl lassen, ob er das Rauchen zuläßt oder verbietet. Als persönlich Betroffener dieser systematischen Ausgrenzung und neuen Form von Diskriminierung habe ich mit Jahresbeginn einen neuen Blogg zum Thema begonnen, für den ich mir viel Beteiligung wünsche; übrigens, über eventuelle Verlinkungen und Empfehlungen würd ich mich freuen. Man sollte sich von Politikern nicht alles bieten lassen, vor allem dann, wenn sie grottenschlechte Politik machen. Dann ist es höchste Zeit, daß mehr aufgeweckte Zeitgenossen politisch werden. Damit sei nun der Bogen zur nächsten Lesung geschlagen, die ganz dem Rauchgenuß, der Raucherlust und dem Raucherfrust gewidmet ist. Die Lesung ist bis auf einige neue eigene Stücke eine Wiederholung des Stimmen zu eim geliebten Laster aus annähernd 400 Jahren.Am Samstag den 12. 1. 08 um 20.15 Uhr

im LI-LA Literatur-Laden

in Berlin-Charlottenburg – Wilmersdorfer Str. 9

Wer den Raucher nicht ehrt,

ist der Tabaksteuer nicht wert.’*

Aus aktuellem Anlaß dh. wegen des Inkrafttretens des sogenannten NRSG (= Nichtraucherschutzgesetz) diesmal ein heiteres Programm zum Thema Rauchen und Genuß, das allerlei Stimmen von prominenten Fürsprechern aus der Literatur und der Geistesgeschichte versammelt; inklusive einiger geharnischter Gegenstimmen.Ein brisantes Thema also, das schon seit Anbeginn, als der Tabak in Europa heimisch wurde, für heftigen Streit sorgt(e). Eo Scheinder liest einen unterhaltsamen Querschnitt aus vier Jahrhunderten – u. a. einige höchst vergnügliche Passagen eines einschlägigen Büchleins von 1715 mit dem hübschen Titel ‚Auserlesene Ergötzlichkeiten vom TABAC ‘ von Heinrich Ernst Kestner. Außerdem viele heitere Gedichte und Verse – von Friedrich von Logau bis Joachim Ringelnatz. Und auch von Jowo Goethe, der ein leidenschaftlicher Gegner allen Tabaksqualms war, wird es neben einigen kurzen Gedichten außerdem die wüste, ausgesprochen derbe Polemik Wider die Schmauchlümmel geben.

* Den Spruch kann man als Schild (neben weiteren witzigen Motiven) im LI-LA Literatur-Laden zum Preis von 1,50 Euro erwerben.Sie und Ihre Freunde sind herzlich eingeladen.

Eintritt: 4 Euro,

erm. : 3 Euro.

Kartenvorbestellung:

Email: autor@eoscheinder.de

oder Tel. 030 / 344 45 59

Nächste Lesung voraussichtlich in drei Wochen; Thema wird wieder einmal Nietzsche – ‘Menschliches, Allzumenschliches’ sein

herzliche Grüße

Ihr

Eo Scheinder

PS: Wer Interesse am Formulieren und Fabulieren hat; dem sei der Schreibkurs KREATIVES SCHREIBEN hier im LI-LA Literatur-Laden empfohlen, der Mitte Februar wieder neu beginnen wird.