Archive for the ‘Eo Scheinder’ Category

…wider die Schmauchlümmel…

28. April 2010

Berlin, 28. 4. 10 Mi

Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte …
Ludwig Uhland, glaub ich. Nein, ist von Möricke. Ja, das freut den Raucher und Luftmenschen, also alle die, die astrologisch betrachtet Luftzeichen sind; die anderen natürlich auch, keine Frage, aber die Raucher eben ganz besonders, denn die können jetzt mit dem ollen Jowo Goethe, der bekanntlich dem Tabakrauch wenig abgewinnen konnte und ziemlich wider die Schmauchlümmel wetterte, aus voller Brust ausrufen: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein. Draußen nämlich, in eim Straßencafé zum Beispiel, wo ma nun die linden Lüfte genießen kann, unter anderen Menschen sitzen, ein Hefeweizen trinken und dazu gemütlich eine paffen kann (wie nicht wenige Pfaffen und Ärzte) und wenn man will sogar noch eine. Vom Eise unsinniger Regeln befreit strömt das Leben gleich viel entspannter dahin, denn draußen gilt ja (noch) kein Rauchverbot. So stark ist die piefige Nichtraucherlobby gottlob noch nicht und wird es sicher nie werden. Schätze vielmehr, daß diese seltsamen unlebendigen Bestrebungen ebenso wie der gesamte Genderscheiß mit der unsäglichen systematischen Sprachverhunzung sich eines Tages wie manch anderer Wahn aus des Zeitgeists idiologischer Kiste schließlich so ziemlich in Luft oder besser in Rauch auflösen wird. Die Natur erweist sich immer als stärker als jeder Versuch, sie zu gängeln und unter Kontrolle zu bringen. So mußte ich letztens auch herzlich lachen, als ich am Morgen wie gewöhnlich die Presseschau im Deutschlandfunk hörte und folgenden exzellenten Kommentar zu dem folgenreichen Ausbruch des Eiapopeia-Vulkans, nein des Eyafjallajökuls zu hören bekam:
Es liegt etwas Tröstliches in diesem Schauspiel“, findet die HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG. „Es ist, als wolle uns die Natur daran erinnern, wer wirklich das Sagen hat auf diesem Planeten. Und niemand – nicht die US- Armee, nicht die katholische Kirche, nicht die FDP – kann etwas dagegen unternehmen. Die Erde hält sich einfach nicht ans Rauchverbot. Und auch das ist selten: Absolut niemand hat Schuld. Nicht mal Guido Westerwelle. Die Twitter-Gemeinde juxt: ‚Ausgerechnet Island: Erst verbrennen sie unser Geld, jetzt bekommen wir die Asche zurück.‘ Und wir warten, warten, warten. Und machen uns Gedanken über unsere eigene Verletzlichkeit.“

Ja, so ist es. Die Erde hält sich einfach nicht ans Rauchverbot. Und die Raucher auch nur  widerstrebend. Aber jetzt kommt erst mal der Friehling und dann der Sommer und da können die fanatischen Nichtraucher gerne drinnen im Schatten hocken. So bewahren sie wenigstens ihre Blässe. Wir anderen aber sitzen draußen und genießen die Sonne und den Zug aus der Zigarette. Hat Spaß gemacht heute; und das ganze Ku’Damm-Flair gab’s gratis dazu. War besser als Kino, Echtzeitkino nämlich, ständig was zu kucken, das ganze Spektrum dieser Zeit bunt gemischt, nach oben offen und nicht so prollig  wie im Kiez und überdies überdurchschnittlich viele hübsche und attraktive Frauen, die nun wieder mehr und mehr den Rock favorisieren und dafür die Hosen im Schrank lassen. Gut so.

Übrigens, wer hier gerne liest und aus Berlin kommt, kann mich an diesem Freitag jetzt auch hören – dann gibt es nämlich in meim Laden in Charlottenburg eine interessante Lesung zum Thema Freigeist und so.  Eo Scheinder liest Nietzsche.

Wer etwas über die Philosophie der Schelme lesen möchte  …

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…Strategische Reserve…

20. Juli 2009

Berlin, 20. 7. 09 Mo 

 

 

Strategische Reserve

Oder rauchen hat seit jeher auch mit trinken zu tun.

Die Tränke gilt seit jeher als gefährlicher Ort. Biologen wissen das. Aber nicht allein für das Tierreich ist diese Zuschreibung zutreffend. Sie trifft auf alle Orte (und Quellen) zu, wo ein solch elementares Bedürfnis wie etwa Durst gestillt werden kann. Denn Durst ist elementar, der innere Garten muß in regelmäßigen Abständen bewässert werden. (Der Pegel sinkt unterhalb einer bestimmten Schwelle und das Baby schreit – nach der Mutterbrust.) Früher oder später muß man (oder tier) sich also auf den Weg machen, um den gesunkenen Pegel wieder aufzufüllen. Durst ist ein ungemein starkes Gefühl und ein echter Antrieb und zudem eine Metapher von großer Prägnanz und sinnlích erfahrbarer Ambivalenz. So unangenehm es ist, großen Durst zu erleiden, so erquickend und erfüllend ist es dann, den Durst löschen zu können. Am besten natürlich in einer lauschigen Umgebung und am liebsten in angenehmer Gesellschaft. Aus dem instinktiven Zwang, dem Körper genug Flüssigkeit bereitzustellen, der für die Tiere in der Savanne etwa , mehr eine Notdurft darstellt und mit reichlich Gefahren verbunden ist, wird im Zuge menschlicher Findigkeit und Planung dann schlußendlich etwas ganz anderes, zutiefst gegenteiliges, sozusagen eine neue Art von Herausforderung. Man trifft sich nämlich nur zu gerne diesen schrecklichen Feind mit Namen Durst stets aufs neue in fröhlicher Runde zu besiegen, wohlwissend daß die Quellen munter sprudeln, weil der Keller ordentlich bestückt ist. So wurde dann aus dem fatalen Durst, den zu erleiden eine Todesdrohung in sich barg, im Laufe der Stammesgeschichte des Homo S. allmählich, nachdem man die Organisation und Produktion so einigermaßen beherrschte, das schiere Gegenteil – eine fröhlich sprudelnde Quelle göttergleichen Behagens. Das alte Bedürfnis, das für die Tiere der Savanne mehr Qual und Angst als Lust und Behagen bedeutet, wurde zu eim genußreichen Ritual transformiert, das wir Menschen unbeschwert genießen und zelebrieren können. Deswegen gibt es ja auch die Kneipen, Cafés und Spelunken, wie die Tränken (oder Wasserstellen) auf der menschlichen Ebene heißen, zu denen man geht aus diversen Gründen, vor allem aber wegen der wohlgemuten Verheißung, seinem Durst ganz nach Belieben genüge tun zu können jenseits allen Mangels und der Befürchtung, daß die Quelle urplötzlich versiegen könnte. Ist auch genug zu trinken da ?! war seit jeher eine bange Frage, die vor Beginn eines (privaten) Fests regelmäßig bei den Ausrichtern laut wurde. Man mußte immer darauf achten, noch etwas in der Hinterhand zu haben, wenn es drauf ankam. Damals in jenen glücklichen Tagen in Frankreich ließen wir es praktisch nie soweit kommen, daß die Fete schon vor der Zeit ein zu plötzliches Ende fand, da plötzlich mit eim Mal in Gläsern und Flaschen Ebbe einkehrte. Ärgerlich, wenn dann keine kreative Lösung ohne erheblichen Aufwand sich einstellen wollte.Um nun nicht aus Bequemlichkeit und Wurschtigkeit in solch verdrießliche Situation zu geraten, besannen wir uns alsbald auf die putzigen Eichhörnchen und legten einen gewissen Vorrat an, der erst mal nicht zur Schau gestellt wurde. Das sollte dann unsere Strategische Reserve sein, ohne die man in entscheidenden Momenten einfach nicht auskommt. Was das mit der Strategischen Reverse zu schaffen ist, liegt wohl auf der Hand. Denn, wenn der Fall schließlich eingetreten war, konnte man unbeschwert und von Beifall begleitet auf diese zurückgreifen. Die Strategische Reserve eben taktisch einsetzen lautete unsere Devise in thymiangeschwängerter, grillendurchzirpter Luft. Was für die einen vielleicht befremdlich, weil militärisch klingt, obwohl es hier erst mal nur Tränke und Trinken betrifft, ist seim Geltungsbereich nach doch weitaus mehr;und in eim gewissen Sinne sogar universell; damit also so etwas wie eine Goldene Regel. Bei neuen Kontakten dürfte ein wenig Reserviertsein zunächst für gewöhnlich von Vorteil sein, da es eher unklug ist, unüberlegt zuviel und zu vertraulich von sich preiszugeben. Und nichts ist peinlicher und unbefriedigender, als wenn man vor der Zeit all sein Pulver unüberlegt oder mutwillig verschossen und abgebrannt hat wie die sprichwörtlichen sieben törichten Jungfrauen ihr Öl.

Aus jener oben erwähnten Zeit noch ein schönes Raucherfoto aus dem Land des Savoire-vivre. Hat schon gut zwanzig Jahre auf dem Puckel und zeigt den Autor mit sichtlichem Behagen Rauchschwaden ausstoßend; Anfang der 80er. (Foto: Schorscherich)

 

Rauchen wie Gott in Frankreich

Rauchen wie Gott in Frankreich

 

Musikspur: Summerwine / Lee Hazlewood + Nancy Sinatra

…Fragen und Antworten…

3. Juni 2009

 
 

 

 

Fragen und Antworten

Berlin, 3. 6. 09 Mi

Wie gut, daß es das Inet gibt; und ebenso, daß es hier den Raucher-Club gibt. Denn der erteilt in Sekundenschnelle Auskunft bei manch brennenden Fragen wie diese etwa, ‘raucht gerald Depardieu?‘, die jemand in die Suchmaschine eingegeben hat und dann prompt in der Galerie der Raucher landet und dort den genüßlich paffenden Gérard vor die Augen bekommt. Die Frage dürfte damit zweifelsfrei beantwortet sein. Befragen Sie mich also bitte mit einer Antwort. Wenn alle Fragen sich so leicht und eindeutig beantworten ließen ! Aber soviel man auch weiß, die Fragen bleiben – mag die ein oder andere in eim klaren Moment auch eine befriedigende und stimmige Antwort erhalten. Immer wieder irre, wie die Leute auf die Seite hier stoßen, es sind ja beileibe nicht alles Freunde des blauen Dunstes – ganz im Gegenteil — die sich in den Raucher-Club verirren, der sich übrigens schon in der Titelzeile ‚Wider den Irrsinn der Raucherdiskrimierung‘ unmißverständlich kenntlich macht. Oder was soll man von einer Suchanfrage diesen Wortlauts halten – maßnahmen zur eindämmung des Rauchers ? So jemand muß doch denken, im falschen Film gelandet zu sein oder macht er‘s gerade deswegen ? Um den Blutdruck auf Touren zu bringen ? Glaube, das werde ich nie erfahren. Vielleicht ja nur aus Langeweile und weil im Büro gerade nichts los ist. Was weiß ich. Da kommt mir der alte Wehner mit Pfeife und schiefem Mund in den Sinn; und zwar in jener Szene, als er dem bohrend fragenden Aus-Bonn-Berichter Èrnst Dieter Lueg barsch Bescheid gibt: Herr Lüg, Sie wissen nichts !  Ich weiß nichts !  Keiner weiß was !  Punkt. Ausrufezeichen. Schluß aus, Ende der Durchsage. Aber mit einigen spontan eingegebenen Worten oder Spruchfetzen angeln zu gehen, ist ein Vergnügen, das ich zu schätzen weiß und mir immer mal gönne. Man landet dabei auf den verrücktesten Seiten und immer wieder gar nicht mal selten, gelingen sehr interessante Treffer. Man landet dabei nicht bloß auf virtuellen Seiten, sondern im übertragenen Sinne ein wenig im Kopf und somit auch in der Gefühlswelt ihres Creators. Daneben spiele ich dies Spiel auch immer mal, um zu testen ob eine bestimmte Formulierung, eine Titelzeile oder ein Spruch ebenso wie ein reizvolles Sprachbild in den Weiten des Inets schon einmal gedacht und ausgedrückt wurde. Und das ein und andere Mal immer wieder gelegentlich wie bei dem schönen Titel ‚Die Befahrung der Stille‘ erscheint wirklich nur der eine Eintrag; und der ist aus dem eigenen Blogg, wo die Zeile auch steht. Für einen Moment lang ein erhebendes Gefühl. Aber wenn eine bestimmte Prägung, ein Wort oder so, das man selbst in der Mache hatte, wie damals bei dem Dummland-Text, dann mehrfach und irgendwann paarhundert- oder paartausendfach von Gugel aufgeführt werden, freut man sich nicht minder. Weil soviele andere auch ähnliche Schlüsse gezogen und Verknüpfungen hergestellt und eins und eins zusammengezählt haben oder sich auf einmal dieses Sprachgebrauchs bedienen. Dann muß an dem Spruch oder der Abkürzung ja was dran sein !  So gesehen ist das Inet schon ein fantastische Überkreuzmaschine, die Verknüpfungen und Verbindungen möglich macht, die vordem nicht so recht vorstellbar waren. (Über dieses Thema demnächst mehr auf eos-o-ton). Da die Raucherei heute ein bißchen zu kurz gekommen ist und mehr Mittel zum Zweck war, hier nun endlich die zweite Lieferung für die Galerie der Raucher, sintemal Gérard Depardieu sich dort schon ein wenig einsam fühlen dürfte; nur wird es keine scharfe Braut sein, die sich jetzt zu ihm gesellt, sondern mehr ein lustiger, grüner Geselle, der seit Kindertagen schon unser Mitgefühl hat und dem wir nach all dem Ungemach das Pfeifchen doch hoffentlich wohl alle gönnen. Und dem, der es gezeichnet hat, auch. Denn Wilhelm Busch war ein großer Freund des Tabaks und, möglicherweise, ohne diesen auf seine vielen, tollen Ideen, Bildergeschichten und witzigen Ideen gar nicht gekommen. Und den Menschen, vor allem den Kindern seit drei vier Generationen wäre eine Menge an vergnüglicher Unterhaltung vorenthalten worden. Er braucht, wie man lesen kann, den Tabak, um so kreativ und produktiv sein zu können und konzentriert zu arbeiten, gleichermaßen zur Anregung wie zur Entspannung. Und da sage noch jemand, der Tabak habe nur Negatives und Verdrießliches im Gefolge. Aber das wollen die Raucherhasser und militanten Onkels, äh kompromoßlosen Nichtraucher natürlich nicht sehen, geschweige denn anerkennen. Allen passionierten Rauchern und Wilhelm Busch-Freunden diese verschmitzte Hymne auf die Gesundung nach langer Krankheit; herübergereicht in den Farben von Eo. 

 

 

 

 

eo_scheinder_wbusch_frosch
 

 

 

 

 

 

Drei Wochen war der Frosch sooo krank !
Jetzt raucht er wieder  – Gott sei Dank !

 

 

 

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…Musikspur: …Tobackspfeife… J. S. Bach / Notenbüchlein…