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… Jogis Zigaretten oder el Flaco …

23. Juni 2010

Berlin,
23. 6. 2010, Mi

Auch der Bundesträner raucht, zumindest gelegentlich, wie ma so hört. Aber er macht es mehr sticum, denn Bilder von Jogi Löw mit Zigarette im Schnabel sind selten. Höchstwahrscheinlich haben einige Medien- und DFB-Gewaltige so lange auf ihn eingeredet, daß er in der Öffentlichkeit (was für ein komisches Wort) doch bitte darauf verzichten möge – von wegen Vorbildfunktion der Jugend gegenüber (dabei ist die zu nicht geringen Teilen verdorben wie nur was) und um des sauberen Sportimages willen. Als ob es nicht Doping, unlautere Tricks, politische Instrumentalisierung und andere Dekadenzien nicht zur Genüge gäbe. Unter der Hand werden sie sich wohl so geeinigt haben – er darf zwar weiterhin rauchen, aber er darf sich nicht dabei erwischen lassen.

Ein fader Kompromiß, der ihm da aufgenötigt wurde, denn gerade wenn er der Zigarette am meisten bedarf, bleibt sie ihm verwehrt, dann nämlich wenn er auf der Tränerbank sitzt und das Spiel wie letztens gegen Serbien ungeheuer an seinen (und unseren !) Nerven zerrt. Je höher die Spannung steigt, umso mehr wächst das Bedürfnis nach eim tiefen Zug. Geht mir schließlich genauso, obwohl ich nur als einfacher Zuschauer aus der Ferne mit der Mannschaft mitfiebere. In solchen Momenten einer lastenden Spannung erhöht sich der  Tabakkonsum beträchtlich, so sehr daß er zuweilen gar schon fast an die Frequenz eines großen und erfolgreichen Träners und leidenschaftlichen Rauchers herankommt. Erinnern Sie sich noch an Cesar Luis Menotti, den legendären Coach (was für blödes Wort, da muß ich immer an Couch* denken, aber mir fällt kein anderes ein) von Argentinien in den 70ern.  Der rauchte natürlich frei und unbeschwert auf der Tränerbank, während er konzentriert das Spiel verfolgte, und das ganz ohne schlechtes Gewissen. Heute quasi unvorstellbar, rauchte er an einer Tour und qualmte so im Laufe eines Spiels locker ein halbes Päckchen weck. Und war dabei eine imponierende und überzeugende Gestalt. Das hat man damals als eine Marotte, als eine persönliche Eigenart angesehen, an der ma weiter keinen Anstoß genommen hat, gehörte eben dazu und vom Rauch fühlte sich so schnell auch niemand belästigt …

Ach, waren das noch gemütliche Zeiten !  Und heute sind alle so brav und korrekt; nur was hilft’s, trotzdem sieht die Zukunft so bedenklich und gar sehr bedrohlich aus. Nun, vielleicht gerade deswegen, weil sie so angepaßt sind und sich alles aufschwätzen lassen. Es geht jetzt nicht mehr (allein) um die Raucher, denn die werden immer ein Plätzchen finden; Stigmatisierung oder praktischer gesprochen Ausgrenzung verbindet, sondern um die Zukunft allgemein, also das betreffend, was auf uns alle zukommt. Nicht Passivrauchen ist die große Gefahr, die die Gesellschaft bedroht, sondern passiv sein und es bleiben – gegenüber den unguten Entwicklungen, die die Gesellschaft in ihrer Zusammensetzung und Funktionsweise von Grund auf zum Leidwesen der Heimischen in den nächsten Jahren verändern wird.

Höhöhö – gerade noch bei Wiki nachgeschaut, ziemlich dürr** was da steht, viele sogenannte Fakten (als Träner da und dort bis dann und dann), aber nicht sehr viel Essenzielles. Und keine einzge Silbe darüber, daß er ein starker Raucher, ein Kettenraucher also, ist bzw. war.  Soll heute wohl keiner wissen. Das viele Rauchen jedenfalls scheint ihm nicht sonderlich geschadet zu haben, war er doch bis zum Alter von 70 Jahren als Träner tätig und lebt immer noch.

Wikipedia:

**Er führte die argentinische Nationalmannschaft bei der WM 1978 im eigenen Land zum Titel. In seiner Heimat wird er ‚el Flaco‘ („der Dürre“) genannt. (Von der permanenten Fluppe aber keinen Pieps, dabei würde sie vielleicht erklären, weshalb sie ihm diesen Spitznamem verpaßt haben. [der säzzer])

Hier dann noch ein Verweis auf einen neuen Artikel im Neue-Spryche-Blogg – es  geht da um Stilblüten, die verblichene TÄTÄRÄ und so.

Ach so, Daumen drücken nicht vergessen, heute abend !!!

* Der Coach der Wasserballer war so breit, daß er immer für sich ein ganzes Sofa brauchte, um gemütlich Platz zu finden.