… ein Pyrrhus-Sieg …


Berlin, 28. 7. 2010 – Mi

Ach ja, Bayern. Wie konnten die Bayern sich nur so den Schneid abkaufen und manipulieren lassen, daß sie so leichtfertig ihre goldene Regel des verträglichen Miteinanders, nämlich leben und leben lassen, in die demokratische Tonne traten ?   Man hat mit der Volksabstimmung über das verschärfte Rauchverbot den Rauchern quasi den totalen Krieg erklärt, denn man will ihnen keinen Raum mehr, selbst wenn sie ganz unter sich bleiben, in der Herberge lassen.  Der Krieg, der von den militanten Nichtrauchern angezettelt wurde, läuft schon eine geraume Zeit und wie in jedem Krieg geht es vor allem um Geländegewinn und um die Kontrolle des besetzten Territoriums. Raucher haben sich fortan dem neuen Gesetz zu fügen oder werden rausgeschmissen oder per Bußgeld zur Kasse gebeten.

Unglaublich – Tugendterror ausgerechnet in Bayern. Wo bleibt da die bayerische Gemütlichkeit ?  Wohl auf der Strecke, sollte dies alberne Gesetz  (wo wir heute ganz andere Gesetze bräuchten, die wahren Probleme im Lande betreffend) preußisch stur durchexerziert werden. Oder nimmt man es am Ende doch nicht so genau und läßt die Leute machen und rauchen wie bisher, weil man von Seiten der Behörden gar nicht über das Personal verfügt, um die Beachtung des Gesetzes zu kontrollieren ?

Würde ich den Bayern wünschen, daß sie eim absurden Gesetz wie das Rauchverbot in einer expliziten Raucherkneipe gar nicht erst versuchen Geltung zu verschaffen. Die Leit könnten ja grantig werden und dann ist nicht mit ihnen zu spaßen. Gab es nicht mal im 19 Jahrhundert eine kleine Revolution oder zumindest ein Aufstand nur weil die Regierung den Bierpreis um 10 % (oder waren es 20 ?) angehoben hat, um der Staatskasse Mehreinnahmen zu verschaffen ?   Ließ man sich jedenfalls nicht gefallen und die Regierung mußte ihr Ansinnen wieder zurückziehen. Dürfte auch in diesem Falle noch nicht das letzte Wort gewesen sein, denn jede Theorie ist immer nur so stark, wie die Praxis es zuläßt.

Wohlweislich wurde das Rauchverbot für das kommende Oktoberfest noch einmal ausgesetzt. Und warum wohl ?  Ganz einfach, weil es nicht so einfach durchsetzbar sein dürfte. Denn wenn die meisten qualmen und dabei schon etliche Maßkrüge gestemmt haben, sind sie in einer ziemlichen Feierstimmung, die sie ungern gestört sehen möchten und die einer Beeinflussung durch die Staatsgewalt wohl eher abträglich ist. Es dürfte also erheblich Schwierigkeiten bereiten, eim Gesetz, das von den meisten Beteiligten als weltfremd angesehen wird, erfolgreich Geltung zu verschaffen.

Die militanten Nichtraucher haben den Rauchern den Krieg erklärt. Jetzt werden sie erleben, daß der Gegner nicht ein fremdbestimmter Süchtling ist sondern ein heller Kopf, der es in puncto Gelassenheit dreimal mit ihnen aufnehmen kann. Die Botschaft an die drögen Gouvernanten ist kurz und klar. Sie haben uns gar nichts vorzuschreiben – nicht wenn wir unter uns sind. Eine solche Anmaßung muß mit aller gebotenen Schärfe zurückgewiesen werden. Viele Bayern sehen es mit Sicherheit ähnlich und die werden nicht locker lassen.

Ein Pyrrhus-Sieg, mehr nicht.

Hier geht’s noch zu einer interessanten Nacht- und Nebelaktion.


PS. Wäre an Stimmungsberichten aus Bayern interessiert.

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2 Antworten to “… ein Pyrrhus-Sieg …”

  1. Ava Says:

    So isses!

  2. eduardbruns Says:

    Im Rauchverbot enthüllt sich, dass gesetzgebende Kreise mit einem bedenklichen psychologischen Prinzip, am Rauchen austesten wollen: „Wie lassen sich persönliche Verhaltensweisen, von Bürgerinnen und Bürger am besten domestizieren“?
    Indem man ihnen einredet, sie, vor sich selbst beschützen zu müssen. Damit erreicht man schnell eine Mehrheit, die sich, sozusagen freiwillig, immer stärkeren Reglementierungen, Kontrollen, und Verboten, auch innerhalb ihres persönlichen Umfeldes unterwirft und alles was nicht konform ist, als schädlich verwirft. Das wird auch mit der PKW-Maut auf Autobahnen praktiziert werden, sie werden es sehen. Apropos Autobahnen:
    „Unser Führer“ – so verriet Reichsjugendführer Baldur von Schirach in seinem Buch Hitler wie ihn keiner kennt – „trinkt keinen Alkohol und raucht nicht“. Doch noch vor dem ersten Weltkrieg, hatte der junge Adolf täglich 40 Zigaretten gepafft. „Hätte er das Rauchen nicht aufgegeben, wäre es nicht zur Wiedergeburt Deutschlands unter seiner Regie gekommen“, tönte er 1942. – Da haben die Menschen halt Pech gehabt!
    Bis 1934 hatte die SA mit Zigarettenmarken wie „Sturm“, „Alarm“ oder „Trommler“ dick verdient. Dann ließ Adolf das Rauchen zum Laster „minderer Rassen“ erklären und das Institut zur Erforschung der Tabakgefahren wurde gegründet. Dieses Institut und der Reichs-gesundheitsführer Leonardo Conti, prägten auch den Begriff des Passivrauchens. Einen ge-waltigen Gesundheits- und Körperkult betrieben die Nazis daraufhin, und das Institut nannte „Wirkstoffe die den Volkskörper infiltrieren: Asbest, Blei, Arsen, Quecksilber und Tabak ebenso wie Juden und Zigeuner“, in einem Atemzug. Im Dritten Reich war Deutschland die meist geröntgte Nation der Welt.
    Hitler sagte, er könne das Tausendjährige Reich ohne Buchhalter und Juristen errichten, aber nicht ohne die Mediziner seiner Rassenpolitik. Er sah das Rassenproblem als „Ver-schmutzung und Kontaminierung“, das konnte keine Privatsache sein, Tabak galt nun als „Volksfeind“. Die Lungen des „erwählten Volkes“ sind rein.
    Die Nazis erfanden das Nichtraucherabteil im Zug, verboten Zigarettenautomaten und schränkten die Tabakwerbung gehörig ein und erhöhten massiv die Tabaksteuer. Die Zigarettenrationen für die Frontsoldaten wagte er nicht anzutasten. Es ist erschreckend zu sehen, wie ähnlich uns die Nazis in ihrer Modernität der Gesundheitsreform sind. Die 16,7 Millionen Raucher werden heute zunehmend als krank und kriminell abgestempelt, aber Angst vor einem „Deutschland erwache“, muss keiner mehr haben, die Merkel hat ja gestanden auch mal geraucht zu haben, das sei Jahre her. Müntefering raucht noch. Aber Franz ist nicht Clinton und Angela nicht Lewinski, also bitte: wer wird denn gleich in die Luft gehen?
    Peter A. Bruns

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