Berlin, Wilmi
Mi, 4. 11. 09
Mit dem Übergang zur dunklen Jahreshälfte wird das alberne Rauchverbot wieder unangenehm spürbar. Als ob es nicht schon genug wäre, sich an das trübe und feuchte Wetter, die sinkenden Temperaturen und die immer früher hereinbrechende Nacht gewöhnen zu müssen, was ja allein schon eine größere mentale und physiologische Umstellung bedeutet, die erst mal ohne Depression und Erkältung bewältigt werden will, hält dieser jahreszeitliche Wechsel (jaja, der November macht seim schlechten Ruf alle Ehre und geht heuer gleich in die vollen – Regen, Regen, Regen ) für den Raucher weitere empfindliche Einschränkungen bereit. In fast allen Stätten der Gastlichkeit, abgesehen einmal von den Eckkneipen und Spelunken , gilt er als unerwünscht, dh. er ist so lange gern gesehen, wie er dem neuen Reglement Folge leistet und es hinnimmt, für eine Zigarette wie für ein anderes physisches Bedürfnis auch (hin)auszutreten, an die frische (schön wär’s) jetzt leider naßkalte, mit Regentropfen und ersten Schneeflocken gespickte Luft. Die große Zumutung bei diesem unchristlichen Wetter wie ein räudiger Hund vor die Tür geschickt zu werden, darf nun wieder bis auf den letzten Zug ausgekostet werden mit der Option auf ärgerliche Gedanken wegen dieses Schildbürgerstreichs. Zum normalen Wahnsinn und dem ganz speziellen Irrsinn demnächst ein Buch oder zumindest ein Büchlein; wobei das RAUCHVERBOT einen Ehrenplatz erhalten wird. Der Titel steht bereits fest und wird demnächst verraten. Daß dieser unerquickliche Zustand nicht ewig dauern und dies bevormundende, die Freiheit einschränkende Gesetz vor der Geschichte keinen Bestand haben wird, möchte ich an dieser Stelle schon einmal prognostizieren. Spätestens wenn die Dinge mal wieder großflächig ins Rollen kommen, mit einigen falschen Prämissen abgerechnet und von einigen gefährlichen Lebenslügen Abschied genommen wird, dürfte auch dieser weltfremde Gängelungsversuch Makulatur sein. Die Geschichte des Rauchens und des Tabaks in Europa ist stets von wechselnden Epochen geprägt, in welchen der Tabak entweder anerkannt und gesellschaftsfähig war oder eben übelst verteufelt und die ihm anhingen mehr oder minder von der Obrigkeit verfolgt wurden. In diesem Zusammenhang hier ein Auszug aus eim vergnüglichen (Pro-Raucher) Büchlein von anno dunnemals, genauer von 1715, mit dem unmißverständlichen Titel:
Auserlesene Ergötzlichkeiten vom TABAC
/Worinnen nicht nur Desselben Ursprung / Würckung / medizinischer Nutzen / Annehmlichkeit und Zierde auf ein anmutige Weise in allerhand poetischen und andern aus Berühmter Männer Schrifften gesamleten Gedancken vorgestellet / Sondern auch Desselben Recht / wie es ehemals Von Herrn Heinrich Ernst Kestnern J.U.D. und Prof. Juris ord. Auf der Universität zu Rinteln in Lateinischer Sprach öffentlich verteidiget worden / dargetan wird. Allen seinen Liebhabern zur Vergnügung mitgetheilet von einem beständigen Tabacs=Freunde. Leipzig / Auf Kosten der Compagnie. 1715Aus diesem Büchlein als Facsimile die erste Seite.
Über ein anderes, ein furioses Buch hier in eim neuen Beitrag auf eos-o-ton.
…Musikspur: Lionard Cohen – Passing through (Live Songs)…