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… Bier und Zigaretten …

29. Februar 2012

Berlin, 29. 2. 12 Mi

 In der Geschichte des Rauchens
hat es immer wieder wechselhafte Phasen gegeben, also Zeiten, in denen das Rauchen akzeptiert war, entsprechend gepflegt wurde und wie selbstverständlich dazugehörte. Und das mit breiter Zustimmung durch alle Stände und quer durch alle Schichten.

Auf dem Bild vom Tabakskollegium
des Soldatenkönigs hat jeder der adeligen Herren eine lange Pfeife am Wickel, sowie einen Humpen Bier vor sich stehen – zugegeben eine typisch deutsche Art des Feierns, von der Ausstattung her ziemlich karg und auch sonst wenig Sperenzien und Getue und amuse-geules usw. , dafür aber gemütlich und sprüchereich, von geistreich bis zotig und an Bier und dergleichen kein Mangel.

War schließlich schon
zu Tacitus´ Zeiten so, als das Land noch Germanien hieß und zu großen Teilen Wald war. Wenn es nicht so charakteristisch wäre, hätte es der römische Geschichtsschreiber wohl nicht für erwähenswert befunden. (Die Stellen bei Tacitus muß ich mal raussuchen und werde sie dann, hierein stellen.)

Keine Frage, das Biertrinken
iegt den Deutschen, dafür sind sie schließlich in der Welt bekannt und dahero wird das deutsche Bier ja auch weltweit geschätzt. Habe mir sagen lassen, daß das Münchner Oktoberfest auf der Wies’n das weltweit größte Volksfest sei.

Sollte das nicht stimmen,
ist es zweifellos das größte Bierfest der Welt. Und mit den größten Gläsern, die bekanntlich Humpen oder Maßkrüge sind.

Ob der Erfolg
und die große Beliebtheit etwa mit dem berühmten Reinheitsgebot in eim Zusammenhang steht, jenem Gesetz gegen die Panscherei, das aus dem Jahre 1516 stammt ?

Wenn es nach dem Zeitgeist
geht und den windschnittigen Politikern (außerhalb Bayerns) sicher nicht, denn das Wort Reinheitsgebot grenzt schon ziemlich nah an Autobahn. Also, lieber bestreiten oder ganz wecklassen, damit das nicht noch jemand in den falschen Hals bekommen könnte; entweder so oder so, flüstert ihnen ihr Polkormeter.

Dabei ist die Beschränkung
auf das Wesentliche der richtige Weg, der Qualität zum Standard macht. Und auch die Jahreszahl ist superleicht zu merken und kann überdies noch mit einer originellen Botschaft aufgeladen werden, denn mit 15 bis 16 beginnen die Jungs so für gewöhnlich mit dem Biertrinken bzw. beginnen sich an den herben Biergeschmack zu gewöhnen, das sie ihn bei eim trauten Zusammensein in der Gruppe dann in Zukunft auch nicht mehr missen wollen.

Huch, bin jetzt ziemlich
vom Rauchen abgekommen, und das, was zunächst Thema werden sollte, nämlich die sich immer wieder wandelnde Einstellung zum Rauchen, mit den sich abwechselnden Phasen von Repression und Toleranz (das blöde Wort sollte man eigentlich nicht mehr benutzen, weil einfach zuviel Polkor-Gesülze daran klebt und lieber Aufgeschlossenheit sagen), muß aufgeschoben werden.

Aber Bier und Zigaretten
sind natürlich innig verbandelt, wie ma früher in jeder Kneipe sehen konnte, insofern eine wichtige Facette, die sich gut in das Gesamtbild fügt.

Tja, so war das früher
und so ist es zuweilen noch heute – wenn gute Freunde sich für den Abend ansagten, durften zwei Dinge auf keinen Fall fehlen. Und das waren Bier und Zigaretten bzw. Tabak zum Drehen. Alles andere war dagegen relativ und somit Akzidenz.

Dabei ging es nicht so sehr
um Trinken oder Rauchen, sondern um Gespräche, also um einen echten Austausch, bei dem man sich so schön die Köpfe heiß redete, dh. um den besonderen Effekt, der durch Bier und Tabak, wenn auch nicht ausgelöst, so aber doch auf angenehme Art befördert und am Laufen gehalten wurde.

Aber so ist es nun einmal;
und von daher gibt es auch das Schild ‘Rauchen kann gemütlich sein’.

Klar, keine Frage, da  stimm ich voll zu, andernfalls hätte ich es ja schon längst aufgegeben …

Hier dann noch ein Verweis, denke mal, daß er paßt …

… Musikspur: Time after Time – Miles Davis …

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Tabakskollegium

30. März 2011

Berlin, 30. 3. 2011 – Mi

Irgendwann, wenn der Irrsinn
immer weiter um sich greift, wird ma die 60er, 70er und 80er als die goldenen und prosperierenden Jahrzehnte verklären, weil damals die allgemeine Stimmung gut war und viele Probleme, die uns heute zwicken, gänzlich unbekannt waren.

Und nicht zuletzt wohl gerade deswegen,
da in diesen Zeiten nahezu überall tüchtig geraucht wurde, wie auch werden durfte, insbesondere bei den Vertretern der schreibenden Zunft, gleichviel ob nun Literaten oder Journaille; und weil eine qualmende Zigarre schon fast das Symbol für Aufschwung und wirtschaftliche Prosperität abgab.

Der populäre Wirtschaftsminister
jedenfalls, dem das Wirtschaftswunder zu danken war, ließ sich höchst selten ohne qualmende Zigarre ablichten und machte auch als zugkräftige Wahlkampf-Lokomotive gehörig Dampf .

Für Raucher waren das goldene Zeiten,
keine Frage, aber auch für die anderen, die sich im Wohlstand einrichteten und optimistisch in die Zukunft blickten. So ungefähr war nämlich die Grundstimmung, Aufbruch, Fortschritt und der Duft der großen, weiten Welt.

So golden die Zeiten
im Rückblick erscheinen mögen, so waren sie doch von einigen heftigen Erschütterungen und strukturellen Veränderungen geprägt, unter anderem daß sich ein forciertes Veränderungsfieber bei den jungen Leuten breitmachte, das die Wortführer am liebsten über gesellschaftliche Fortschritte fantasieren ließ.

Die Normalität begann also
problematisch zu werden und geriet langsam unter Rechtfertigungsdruck. Aber ganz sachte, denn zu verstiegen muteten erst mal die Konzepte an. Und doch sind dort die Anfänge zu suchen, da nicht gerade wenig von dem Irrsinn, unter dem wir heute zu leiden haben, in diesen Tagen angedacht und auf den Weg gebracht wurde.

Rauchen gehörte damals noch
zum guten Ton und war daher eine gern geübte Geste der Freundschaft, die darin bestand, den anderen, ob Freund oder Kumpel oder Geschäftspartner, locker zum Rauchen aufzufordern und ihm zu diesem Behufe sogleich auch eine Zigarette aus der eigenen Schachtel anzubieten und ebenso umgekehrt.

Und ebenso war es ein verbreitetes Ritual
unter alten Männern, nämlich in schönster Plauderrunde allesamt Zigarren zu rauchen und dabei in alten Geschichten zu schwelgen.

Dann war die Luft natürlich
schon bald darauf zum Schneiden, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch und damit es der Großmutter nicht zuviel wurde, wurden ja immer mal Fenster und Türen geöffnet. Ging also auch.

An Zigarren rauchten die alten Herren
zumeist ihre eigenen, doch kam es vor, daß aus purer Geberlaune oder aus besonderem Anlaß einer den anderen reihum eine Zigarre anbot oder als Zeichen der Wertschätzung dem Gastgeber beim Abschied eine für später zusteckte.

Alte Männer, die eine gute Zigarre
zu schätzen wußten, war in meiner Jugend, wenn ich mich recht entsinne, wohl mehr die Regel. Dieser Umstand hatte für mich als kleinen Jungen den Vorteil, daß ich mir zu Weihnachten und zum Geburtstag nicht sonderlich den Kopf zerbrechen mußte bei der Frage, was ich dem Großvater schenken sollte. Zigarren eben, damit der Opa was zu rauchen hat.

Ich jedenfalls fand damals
das Tabakskollegium der Alten ausgesprochen anheimelnd, saß still in der Ecke und hörte den Geschichten zu, von früher, von Leuten, die ich nicht kannte, vom Krieg und von der Politik und was ihnen sonst noch Thema war.

Situationen, an die ich mich
gerne erinnere, in denen man so viel mehr von den alten Männern erfuhr als sonst im normalen Umgang möglich war; Situationen aber, die heute aber so nicht möglich wären, da sie erstens der Gesetzgeber gar nicht zuläßt und aus Gründen des Gesundheitsschutzes von Kindern und Jugendlichen verbietet, zweitens die Großväter heute so sensibilisiert sind und einen dahero des Zimmers verweisen würden und drittens weil  eine solche Szenerie heute eher unwahrscheinlich anmutet, da die Großväter sich aus Gesundheitsgründen längst vom Rauchen verabschiedet haben.

Gut, daß es damals
diesen ganzen Quatsch noch nicht gab und ich unverstellt den Erfahrungen der Alten in ihrer bevorzugten Umgebung lauschen konnte.

Man sollte auch nicht vergessen,
daß viele ein durchaus biblisches Alter erreichten, trotz der steten Qualmerei, und häufig sogar die 80 überschritten. Und wenn ihnen die Zigarre noch schmeckte, konnte man  ziemlich sicher sein, daß es ihnen noch leidlich gut ging. Schmeckte sie ihnen aber plötzlich nicht mehr, dauerte es dann zumeist auch nicht mehr lange …

 

Und auf den Schnupperkurs Kreatives Schreiben Anfang Mai im LI-LA Literatur-Laden sei bei der Gelegenheit auch hingewiesen.

Eine Sache möchte ich
noch loswerden; hab ja nix dagegen, wenn man die Sprüche und Rauchermotive herunterlädt, aber daneben würd ich mich schon freuen, wenn der ein und die andere doch auch ab und an mal ein Schild wie etwa  ‘Rauchen kann gemütlich sein’ bei mir bestellen würde.

Kostet ja auch nicht sooo viel
und gibt’s in verschiedenen Größen. Und eignet sich auch als kleines Geschenk oder Mitbringsel für passionierte Raucher. Also, nicht immer nur, egoistisch sein und alles für lau haben wollen, sondern auch mal an andere denken und ihnen eine kleine Freude machen.

Und wer von den Lesern hier
für ein paar Tage in der Hauptstadt weilt, kann mir auch gern mal einen Besuch abstatten. Am Nachmittag ab 15 Uhr trifft er mich mit großer Sicherheit im Laden an. Übrigens, fürs Rauchen muß ma bei mir auch nicht vor die Tür treten …
Und so eine Ladenszene hatte es letztens im Neue-Spryche-Blogg

 

… Musikspur:  Santana – Samba pa ti …