Berlin, 19. 5. 09 Di
Der letzte Eintrag auch schon wieder weit zuück, woran das wohl liegen mag ? Keine Zeit ? Keine Lust ? Keine Veranlassung ? Kein Bedürfnis mehr ? Oder keine Ideen ? (Ach, Quatsch, das wüßte ich aber.) An mir allein jedenfalls nicht. Oder liegt es schlicht und ergreifend am Wetter und der Jahreszeit ? – nach dem Motto: In der lichten Jahreshälfte juckt mich das alberne, wiewohl umgesetzte Rauchverbot in geschlossenen Räumen nicht besonders. Sicher mit ein Grund, denn für die nächsten Monate kann man mit mehr Gelassenheit auf diese staatlich verordneten Albernheiten herabblicken und sieht außerdem immer gleich etliche ähnlich tickende Zeitgenossen, die ihr Behagen an der wiedergewonnenen Freiheit mit einer Zigarette zwischen den Finger entspannt und gelöst zum Ausdruck bringen. Auf jeden Fall viel weniger verkniffene Gesichter als normal. Endlich kann man als Raucher mit Jowo Goethe am Ende des Osterspaziergangs sagen – Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein und so, wie man es gewohnt ist, genießen. (Obwohl der gerade in diesem Punkte sich wenig zum Fürsprecher eignet, da er in Sachen Rauchen empfindlich wie eine Mimose war. Davon valleicht ein anderes Mal mehr.) Hier kommt also auch die alte Tagebuch-Regel zur Anwendung, wenn es einem gut geht und es auch gut läuft, gehen die Einträge drastisch zurück, weil nämlich das Leben von eim Tag zum anderen so richtig lebendig wird und daher wenig Zeit für andere Dinge, wie etwa darüber schreiben, übrigbleibt. Spielt zweifelsohne mit hinein, sintemal der Raucher-Club auch ohne tagesaktuelle Beiträge und tägliche verbale Absonderungen seine Leser hat und das mit steigender Tendenz. (In der letzten Woche immerhin 250). Aber die sind zumeist stumm wie die Fische – kucken und klicken ein bißchen und ziehen dann grußlos weiter. Dies Schema kenn ich auch von meim Laden. Die meisten, die da vorüberziehen und manchmal an den Kartenständern mit den Sprüchen stehen bleiben, glotzen auf eine ziemlich verständnislose Art und wenden sich alsbald wieder ihren oberwichtigen Besorgungen zu. Im Inet sieht man die Leute (erst mal) nicht, höchstens indirekt als statistische Daten in Analyseprogrammen, doch hier am großen Fenster habe ich sie vor Augen, sehe wie sie kucken, wenn sie mich am grünen, runden Marmortisch vor meinen Blättern sitzen und schreiben sehen… Gründe hat’s sogesehen viele – einen letzten kann ich überdies noch nennen. Diesem nämlich kann der wirklich Interessierte sogar ohne großen Aufwand nachspüren. Habe einen neuen Blogg mit dem einprägsamen und leicht programmatischen Titel NEUE SPRÜCHE… nun endlich angeschoben; und da soll es öfter regnen, pardon regelmäßigeren Niederschlag geben. Schließlich gibt es in dieser verrückten Zeit und in diesem verrückten Lande noch viel mehr Ärgernisse – von den Problemen ganz zu schweigen – als nur dies alberne Rauchverbot.
….Musikspur: Bach, Konzert für vier Cembali / The Amsterdam Baroque Orchestra….