…mit gutem Knaster…


 

 

 

ein 'Raucherclub' um 1630

ein 'Raucherclub' um 1630

Berlin, 10. 7. 08 Di

Zur Einstimmung habe ich gerade das schöne Lied eines Anonymus von vor gut 300 Jahren laufen, worin das eigentliche Behagen, das der Tabak gewährt, ebenso wie die große Symbolkraft, die dem Rauch und dem Verbrennen innewohnt, in wohlgesetzten Worten und kräftigen, die Vergänglichkeit streifenden Bildern auf sehr ansprechende Art zum Ausdruck kommt. Das Stück ist überschrieben Erbauliche Gedanken eines Tobackrauchers und beginnnt „So offt ich meine Tobackspfeiffe / mit gutem Knaster angefüllt, / zu Lust und Zeitvertreib ergreiffe …“ Das Gedicht wurde dann von keim geringeren als Johann Sebastian Bach vertont (wird sicher seine Gründe gehabt haben, denn Bach hat nach dem Komponieren sich dann gerne mal ein Pfeifchen angezündet) und ist zu finden auf dem Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach. Wer‘s noch nicht kennt, dem sei‘s empfohlen; das Stück hat noch immer und gerade in diesen Tagen der gesteuerten Hysterie einen großen Charme. Vom Genuß und dem Behagen, den das Rauchen auslöst und in Gang setzt, redet eigenartigerweise dagegen heutzutage kaum noch jemand; jedenfalls nicht von staatlicher, dh. gesetzgeberischer, gutachterlicher und wissenschaftlicher Seite. Aber dies sind für die Wissenschaft eben keine Kategorien, mit denen die Schaftler des Wissens etwas anfangen können. Diese zugegeben subjektiven Gefühle und Empfindungen lassen sich bekanntlich als innerweltliche Erfahrungsweisen leider so garnicht messen und damit erst recht nicht zählen und (zu Diagrammen) verrechnen. Somit ist dieser Aspekt für die Wissenschaft, wie mein Freund Georg sagt, absolut kein Thema. Dabei ist gerade dies Behagen wohl mit der entscheidende Punkt, weshalb der Raucher so sehr auf den Tabak schwört und seine Zigarette oder Pfeife nicht missen möchte, vor allem an Orten, die er aufsucht, um sich für eine Stunde oder auch länger behaglich zu fühlen. Aber mit der puristischen (und puritanischen) Mentalität, die sich seit einiger Zeit in Deutschland wie in der gesamten westlichen Welt breitmacht (neben dem frappierenden Niedergang an sooo vielen anderen Stellen), soll dieser Art des Behagens nun aus sogenannten gesundheitspolitischen Gründen systematisch und sukzessive der Garaus gemacht werden – als hätten wir wirklich keine größeren Probleme ! 

Um das Gesagte auch bildlich zu unterstreichen habe ich diese von Rauchvergnügen nur so strotzende Genreszene hier reingesetzt. Dürfte wohl den ein oder anderen Raucher freuen. Das Bild ist von eim Niederländer so um 1630 gemalt; habe es vor einiger Zeit bei einer Zufallsrecherche im Inet entdeckt. Und das ausgerechnet auf einer Seite eines entschiedenen Rauchverbotbefürworters; was mir nach wenigen Zeilen ziemlich verschwurbelter Prosa schnell klar wurde. Dem verquaasten Text nach zu urteilen ein etwas übellauniger Zeitgenosse, der sich an der eigenen Intellektualität hochzieht, den Gedanken und verarbeiteten Ideen nach doch mehr ein Trockenbrötchen. Hab‘s mir dann auch verkniffen zu antworten und die Spur wieder in der Fülle der Eindrücke aus den Augen verloren. Am Ende noch einmal kurz zum allgemeinen Thema . Was wäre das Rauchen ohne den gemütlichen Ort und eine nette Gesellschaft, wo und mit der man unbeschwert seim Laster, dem Knaster, nach Herzenslust frönen kann ? Denn genau um diesen gewichtigen Punkt geht es in diesen Tagen. Zum Rauchen nach draußen zu gehen bzw. gehen zu müssen und sich vor der Tür die Zigarette anzuzünden, ist wahrlich keine Alternative, sondern eine Zumutung. Vielleicht besteht ja bei den Blogg(mit)lesern aus Berlin und Umgebung Interesse, sich über das Thema und die zunehmende Raucherdiskriminierung auszutauschen ? Selbstverständlich in rauchiger statt rauchfreier Atmosphäre. Das könnte etwa einmal im Monat stattfinden; als Ort hätte ich meinen Laden anzubieten. Schaunmerma.

Morgen übrigens findet im LI-LA Literatur-Laden um 20.15 Uhr mal wieder die LI-LA Lesebühne statt: Vier Autoren lesen eigene Texte. Der Eintritt ist frei.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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